FAQ (Frequently Asked Questions)
Im Folgenden beantworten wir Ihnen viele Fragen rund um die CAPTN Initiative und die Projekte.
Was verbirgt sich hinter dem Akronym “CAPTN”
CAPTN steht für Clean Autonomous Public Transport Network, zu Deutsch: sauberes (= klimafreundliches) autonomes (= selbstfahrendes) öffentliches Transportnetzwerk
Der Begriff soll die Vision verdeutlichen, ein Mobilitätssystem zu schaffen, das sicher und attraktiv ist, den Individualverkehr reduziert und die verschiedenen Verkehrsträger zu Lande und zu Wasser klima- und nutzerfreundlich miteinander verknüpft. Diese Verkehrsträger – Busse, Bahnen, Fähren – sollen selbstständig (autonom) fahren und über eine stabile und sichere Datenleitung in einem Kontrollzentrum überwacht werden.
Welches Ziel verfolgt die CAPTN Initiative?
Ziel der Initiative ist es, eine klimafreundliche Mobilität zu entwickeln und damit den CO2-Fußabdruck im Verkehrssektor zu reduzieren. Sie will den Nahverkehr bedarfsgerechter und flexibler gestalten und damit den Straßenverkehr reduzieren. Sie setzt auf autonome Verkehre, um dem Fachkräftemangel – etwa bei Busfahrern und Kapitänen – zu begegnen und gleichzeitig mehr klimaneutrale Nahverkehrsverbindungen anzubieten.
Gehen durch autonome Verkehre Arbeitsplätze verloren?
Nein. Schon heute gibt es in vielen Bereichen nicht ausreichend gut ausgebildete Arbeitskräfte – unter anderem in den Berufsgruppen der Busfahrer*innen und Schiffsführer*innen. Wenn auf autonome Verkehre gesetzt wird, können diese Fachkräfte die Steuerung/Überwachung mehrerer Fahrzeuge übernehmen.
Wer steht hinter der CAPTN Initiative?
Rund 50 Partner aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Verwaltung – von den Kieler Hochschulen über Kieler Unternehmen wie Anschütz und Addix bis hin zur Stadt. Auch wenn sich die Partner unterschiedliche Ergebnisse von der Zusammenarbeit versprechen, eint sie die Vision eines autonomen, sauberen und bedarfsgerechten Nahverkehrssystems. So kommen die Forscherinnen und Forscher ihrem Auftrag nach, neues Wissen zu entwickeln, die Industriepartner nutzen die Erkenntnisse aus der Zusammenarbeit, um ihre Produkte zu verbessern; die öffentlichen Einrichtungen erhalten Hilfe bei der Bewältigung von gesellschaftlichen und politisch notwendiger Aufgaben.
Ist CAPTN auf Kiel begrenzt?
Die Keimzelle der CAPTN Initiative liegt in Kiel. Die Grundidee für einen klimaneutralen und autonomen Nahverkehr stammt von der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel. Schnell gewann die Idee weitere Mitstreiter, die zunächst vor allem in Kiel beheimatet waren. Mittlerweile engagieren sich auch Hochschulen außerhalb Kiels sowie Unternehmen aus ganz Schleswig-Holstein in verschiedenen Projekten. Darüber hinaus bestehen Verbindungen zu ähnlichen Arbeitsgruppen in anderen Bundesländern.
Wie finanziert sich CAPTN?
Die Projekte der CAPTN Initiative sind grundsätzlich auf Förderung durch Geldgeber angewiesen. Alle fünf Projekte sind transdisziplinär. Das bedeutet, dass verschiedene Forschungsbereiche an Universitäten mit Industriepartnern zusammenarbeiten, um eine bestimmte Aufgabe zu erfüllen. Dieser Auftrag wird durch die eingeworbenen Fördermittel definiert. Alle Partner leisten einen gewissen finanziellen Eigenanteil, wobei die Höhe der Förderung durch den Bund oder das Land Schleswig-Holstein von Projekt zu Projekt variiert. Insgesamt erhält die CAPTN Initiative derzeit Mittel aus Fördertöpfen des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV), des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) sowie aus dem Sondervermögen KI des Landes Schleswig-Holstein und vom Wirtschaftsministerium.
Arbeitet die CAPTN Initiative allein an autonomen Verkehren?
Nein. In Deutschland gibt es weitere Forschungseinrichtungen, die sich mit dem autonomen Verkehr beschäftigen. Diese konzentrieren sich jedoch auf selbstfahrende Transporteinheiten. Im Bereich der Schifffahrt sind dies das Fraunhofer CLM in Duisburg und das DLR in Berlin. Autonome Busse verkehr(t)en zu Testzwecken unter anderem in Ulm, Berlin und Nordfriesland. Eine autonome U-Bahn gibt es bereits seit Jahren in Nürnberg.
Wie viele Projekte gibt es innerhalb der CAPTN Initiative?
Vier: CAPTN Förde Areal beschäftigt sich mit der Erforschung und Erprobung der autonomen Schifffahrt auf der Kieler Förde; CAPTN Förde 5G liefert die Infrastruktur und stellt unter anderem den Datenaustausch sicher; CAPTN Energy will nachhaltige Energien für die maritime Wirtschaft nutzbar machen; CAPTN Flex betrachtet Verkehrsströme und will so ein bedarfsgerechteres Angebot schaffen können.
Warum gibt es so viele unterschiedliche Projekte?
Die CAPTN Initiative verfügt über keine Eigenmittel und ist auf öffentliche Fördermittel angewiesen. Entsprechend müssen Förderaufrufe gefunden werden, die zum einen aktuell von Bund und Land veröffentlicht werden und zum anderen den Zielen der CAPTN Initiative entsprechend.
Sind neue Projekte in Arbeit?
Wir sind immer auf der Suche nach Fördermitteln, die uns der Verwirklichung unserer Vision näher bringen. Auch wenn entsprechende Anträge eingereicht werden, so ist nicht immer garantiert, dass diese auch bewilligt werden. So wurden kürzlich zwei Anträge abgelehnt, zwei weitere befinden sich aktuell in der Antragsphase.
Was ist CAPTN Förde Areal?
Das Projekt entwickelt die Infrastruktur für die praktische Erprobung des autonomen Schiffsverkehrs. Das Konzept umfasst neben dem Bau des Forschungskatamarans auch die Erstellung eines digitalen Zwillings des Schiffes in einem integrierten Brückensystem an Land. Damit kann die MS Wavelab in Echtzeit vom Kontrollzentrum an Land gesteuert und überwacht werden. Das Projekt läuft bis Ende 2024. Es wird vom BMDV mit insgesamt rund 6,7 Millionen Euro gefördert.
Wo ist der Heimathafen der Wavelab?
Sie hat ihren Liegeplatz im Marinearsenal der Wehrtechnischen Dienststelle für Schiffe, Marinewaffen, Maritime Technologie und Forschung (WTD 71) in Kiel-Dietrichsdorf.
Was ist Vaiaro?
Vaiaro ist der Name der Designstudie(n), die Masterstudierende der Muthesius Kunsthochschule für die CAPTN Initiative erarbeitet haben. Ursprünglich gab es verschiedene Konzepte im VAIARO-Projekt mit den Bezeichnungen „Floating Platform“ und „Passage“. Sie wurden als Leitmotive für intelligente Mobilität und als radikal innovatives Wahrzeichen für Kiel entwickelt. Die „Floating Platform“ hat sich in Deutschland als gefälliger herausgestellt. Sie bildet daher die Grundlage für weitere Planungen zum Bau einer Personenfähre.
Gibt es finanzielle Unterstützung für Unternehmen, die sich an der CAPTN Initiative beteiligen?
Die Initiative bietet Unternehmen die Möglichkeit, von verschiedenen Förderprogrammen und finanziellen Anreizen zu profitieren.
Was macht CAPTN Energy?
Ziel von CAPTN Energy ist die Bereitstellung erneuerbarer Energien für maritime Anwendungen im Raum Kiel und entlang des Nord-Ostsee-Kanals. Dazu setzen sich die Partner des Bündnisses unter anderem mit Möglichkeiten für den Transport und die Speicherung neuartiger Energieträger auseinander. CAPTN Energy vergibt dabei Fördermittel an innovative Forschungsvorhaben. Ein unabhängiger Beirat aus Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft entscheidet, welche Vorhaben konkret gefördert werden. Im Jahr 2024 sollen die ersten dieser Projekte ihre Arbeit aufnehmen. Die Fördermittel stammen vom BMBF, das im Rahmen des WIR!-Programms bis Ende 2025 bis zu 8 Mio. Euro zur Verfügung stellt. Kofinanziert wird das Vorhaben durch das Ministerium für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur (MEKUN) des Landes Schleswig-Holstein. In 2024 steht eine Zwischenbegutachtung von CAPTN Energy an, deren Erfolg über die Bereitstellung weiterer Fördermittel entscheidet.
Welche Rolle spielt die Reduzierung von Treibhausgasen in der CAPTN Initiative?
Die Reduzierung von Treibhausgasen im Verkehrssektor ist eines der Hauptziele der Initiative.
Wann werden wir mit selbstfahrenden Fähren fahren können?
Das lässt sich nicht beantworten. Derzeit gibt es noch keine gesetzlichen Vorgaben und Regelungen für den autonomen Schiffsverkehr. Verschiedene Organisationen wie die International Maritime Organisation (IMO) arbeiten an Empfehlungen, die in naher Zukunft veröffentlicht werden sollen.
Was ist CAPTN Förde 5G?
Der Schwerpunkt des Projekts liegt auf dem Entwickeln und Erproben von Systemen, die den Mobilfunkstandard 5G im Zusammenhang mit maritimen Anwendungen nutzen. Ziel ist unter anderem, eine stabile Basis zu schaffen, die eine sichere Fernsteuerung von Schiffen in Echtzeit ermöglicht, um autonom fahrende Verkehrsträger auf dem Wasser zu ermöglichen und diese miteinander zu vernetzen. Zudem werden Anwendungsszenarien für Manöver eines autonomen Schiffs in einem virtuellen Testfeld erprobt – ähnlich wie bei einem Computerspiel. Ein weiterer Baustein des Projekts ist die Erforschung und Erprobung weiterer Einsatzmöglichkeiten, unter anderem in der Hafenlogistik und im Segelsport. CAPTN Förde 5G wird vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) mit vier Millionen Euro gefördert.
Was ist ein LiDAR?
LiDAR (Light Detection and Ranging) ist ein laserbasiertes Verfahren, um Abstände und Geschwindigkeiten zu erfassen. LiDAR-Systeme messen die Zeit, die das von einem Laser ausgesandte Licht benötigt, um von einem Objekt zurückgeworfen und durch den Sensor detektiert – also erfasst – zu werden.
Gegenüber Kameras hat LiDAR den Vorteil, eine größere Datentiefe zu besitzen, also nicht nur zwei-, sondern dreidimensional „sehen“ kann. Dies ist wichtig für zuverlässiges autonomes Fahren. LiDAR-Sensoren erstellen sogenannte Punktwolken aus den Sensordaten und stellt so Objekte basierend auf der Größe dieser Wolke präzise dar. So lassen sich die erkannten Objekte in verschiedene Kategorien wie Personen, Autos, Gebäude usw. einteilen. Nachteil des LiDAR: Er kann bei bestimmten Wetterbedingungen wie Starkregen oder Nebel schlecht arbeiten. Daher verwenden die von uns erforschten Systeme eine Kombination aus allen denkbaren Sensoren – von Kameras über das AIS für die Schiffsnavigation bis hin zu LiDAR. Die Laser sind nicht gefährlich für die Augen. Jeder erhältliche LiDAR-Sensor muss der Laserklasse 1 entsprechen und ist daher ungefährlich für uns.
Wozu dient das Kontrollzentrum?
Das Kontrollzentrum ist ein wichtiger Bestandteil der autonomen Schifffahrt. Von hier aus können Kapitäne oder speziell ausgebildetes Personal die Fähren überwachen und steuern. Das Kontrollzentrum ist wie eine zweite Brücke. Es besteht eine stabile Datenverbindung, über die alle Systeme und Daten des Schiffes verzögerungsfrei in Kontrollzentrum gestreamt werden. Die Menschen vor Ort sehen sämtliche Navigationssysteme, die auch der Kapitän an Bord sieht/sehen würde – also auch Radar, ECTIS, Conning sowie 360-Grad-Kamerabilder und alle Sensordaten. Vom Kontrollzentrum aus hat das Personal Zugriff auf die Antriebe und kann im Notfall die Steuerung übernehmen.
Geht es bei CAPTN nur um autonome Schifffahrt?
Nein. Die CAPTN-Vision ist der Aufbau einer autonomen Mobilitätskette. Dazu gehören Busse, Robotaxis, selbstfahrende Züge oder andere Verkehrsträger. Das Projekt CAPTN Flex beschäftigt sich beispielsweise damit, Verkehrsströme zu analysieren und daraus eine Systematik für eine bedarfsgerechtere, automatisierte Verkehrsführung beziehungsweise einen flexibleren Nahverkehr zu schaffen.
Kann man sich als Bürger*in bei CAPTN einbringen?
Es gibt einen Verein, den CAPTN e.V. Dieser nimmt gerne Spenden an. Ansonsten bietet die CAPTN Initiative leider keine Möglichkeit, sich zu engagieren. Wir freuen uns aber über alle Gespräche mit interessierten Bürger*innen etwa bei der Kieler Woche oder dem Science Day.
Warum ist die Wavelab ein Katamaran?
Beim Entwurf einer autonomen Personenfähre, haben sich die Designer für die Doppelrumpfform entschieden, da diese im Vergleich zu einem Einrumpfschiff deutlich stabiler im Wasser liegt. Sie neigen sich aufgrund ihrer großen Breite weniger zur Seite (krängen).
Um die Ergebnisse der Forschungsfahrten mit dem MS Wavelab auf die zukünftige Fähre übertragen zu können, wurde das Forschungsschiff ebenfalls als Katamaran konzipiert.